Projekte


Die Deutsche Gesellschaft für Namenforschung (GfN) e.V. führt keine eigenen Projekte, innerhalb der Vereinsstruktur gibt es keine thematischen Arbeitskreise. Jedoch sind zahlreiche Mitglieder der GfN außerhalb der Gesellschaft in Projekten zur Namenforschung sowie onomastischen Kommissionen und Arbeitskreisen tätig:

Langzeitprojekt Familiennamenwörterbuch

Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD)

Das auf 24 Jahre (2012-2036) angelegte Langzeitprojekt Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) unter der Leitung von Damaris Nübling und Nina Janich wird von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz gefördert und entsteht in Kooperation mit den Universitäten Darmstadt und Mainz. Das Projekt erschließt den aktuellen Familiennamenbestand Deutschlands und stellt die Ergebnisse sämtlichen Nutzer/innen digital zur Verfügung. Erstmals sollen die derzeit in Deutschland geläufigen Familiennamen – auch unter Einbeziehung der fremdsprachigen Namen – lexikographisch erfasst, kartiert und unter Berücksichtigung der geographischen Verbreitung der Namen etymologisiert werden. Mit seinen rund 200.000 Namenartikeln (alle Familiennamen ≥ 10 Tokens) soll das Wörterbuch in erster Linie nutzerfreundlich und leicht zugänglich sein. Darüber hinaus trägt es dem Stand neuester Erkenntnisse der Namenforschung sowie modernster Technik Rechnung. In 14-tägigem Rhythmus erscheinen rund 400 neue Namenartikel.
Website: www.familiennamenwoerterbuch.de
Kontakt: dfd@adwmainz.de
Social Media:
X: @DFDmainz
Mastodon: @DFD@mastodon.social
Instagram: @namenprojekt/

Buchprojekt

JORDAN, Peter (ed.): Minority place-name standardization. A comparison of regulations and approaches in Europe

The book attempts to compare regulations on minority place names in the countries of Europe with autochthonous linguistic minorities on the background of ethnic and linguistic structures, historical and political developments, the political landscape, governance structures, and external relations. Is minority place-name standardization part of the general standardization process or are there specific regulations? Is it a bottom-up or a top-down process and which administrative levels are involved? The book is also going to explain, to which extent these regulations satisfy linguistic minorities and help to facilitate the relations between majority and minority.
The book addresses (political) and other human geographers as well as colleagues from related disciplines, but even more so administrators at all levels, most specifically in minority regions, as well as minority associations and organizations and their representatives.

Envisaged publication date: 2025

Citizen Science Projekt

Das Thüringische Flurnamenprojekt

Das Thüringische Flurnamenprojekt ist ein Digitalisierungs- und Citizen-Science-Vorhaben, das von der Thüringischen Staatskanzlei gefördert wird. Ziel ist es, die rund 150.000 Belegzettel des historischen Thüringischen Flurnamenarchivs zu transkribieren, zu digitalisieren und über das Thüringische Flurnamenportal öffentlich zugänglich zu machen. Die Thüringische Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) stellt die digitale Infrastruktur bereit und unterstützt das Projekt weiterhin bei der Metadatenerschließung und der Anreicherung der Datensätze mit Normdaten. In Zusammenarbeit mit dem Heimatbund Thüringen e.V. wird darüber hinaus die ehrenamtliche Flurnamenforschung gefördert. Durch die betreuten mehr als 400 Sammlerinnen und Sammler wurden bereits über 700 Zuarbeiten mit mehr als 40.000 Flurnamen erfasst. Seit 2024 können alle registrierten Thüringerinnen und Thüringer über eine Eingabemaske selbst Flurnamen ein- und übertragen. Auf Initiative des Projekts wurde die Flurnamenforschung in Thüringen als immaterielles Kulturerbe des Freistaats anerkannt.
Flurnamenportal: https://flurnamen.projekte.thulb.uni-jena.de

Dissertationsprojekt

Die Vereinnahmung des Raums. Ortsumbenennungen im Nationalsozialismus 1933 bis 1939

Während des Nationalsozialismus wurde unzähligen Siedlungen ein neuer Name verliehen, um das durch die Nationalsozialisten als „fremd“ diffamierte Namengut zu tilgen. Ortsnamen als Zeugnisse der Siedlungsgeschichte widersprachen der Vorstellung einer germanisch-deutschen Dauerbesiedelung in weiten Teilen Europas, wie sie die Nationalsozialisten propagierten. Folglich sollte die Ortsnamenlandschaft im Sinne der nationalsozialistischen Hegemonialansprüche angepasst werden. Anhand der daraus resultierenden Ortsnamenpolitik lässt sich die ideologische Durchdringung des „Dritten Reiches“ in unterschiedlichen Handlungsfeldern und auf verschiedenen Ebenen herausarbeiten: Akteure aus Politik, Verwaltung, Kultur und Militär von der Reichs- bis auf die Kommunalebene und ihre Interaktionen, Verstrickungen und Konkurrenzen werden ersichtlich. Dadurch treten ideologische, aber auch realpolitische Widersprüche des Nationalsozialismus und mitunter konträr stehende Interessengruppen im System zutage. Während einige Umbenennungen durch Stellen wie den Reichsstatthalter gefordert wurden, entsprangen andere der Eigeninitiative lokaler Akteure und Gemeindevertreter. Durch die Ortsnamenpolitik stellte sich zudem die Frage, welcher Raum kommunalen Interessen und Selbstbestimmungsbestrebungen in einem Staat mit einem Alles durchdringendem Anspruch zugesprochen werden konnte. Ebenso wurden über Ortsnamen für den Nationalsozialismus so bedeutsame Kategorien wie Heimat, Identität und Zugehörigkeit verhandelt. Die Radikalität der Ortsnamenpolitik variierte in den Gebieten des Reiches stark; eine Auseinandersetzung mit den umbenannten Siedlungen ermöglicht es, die regionalen Facetten des Nationalsozialismus herauszuarbeiten und zu vergleichen. Ortsnamen stehen im Spannungsfeld von Ideologie und Pragmatik und können so zur Charakterisierung des Nationalsozialismus beitragen. Im Gegensatz zum sonst für die Ortsnamenforschung üblichen sprachwissenschaftliche Blick wird im Dissertationsprojekt ein neuer Zugriff gewählt und eine verwaltungs- und kulturgeschichtliche Perspektive eingenommen, um den Zusammenhang von Namen und Politik im nationalsozialistischen Deutschland in seinen Grenzen von 1939 herausarbeiten zu können.

Kontakt: e.iwanski@isgv.de

Digitalisierungsprojekt

Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (HOV)

Das Historische Ortsverzeichnis von Sachsen (HOV) erfasst in nahezu 6.000 Stichwörtern alle Siedlungen, die seit dem Mittelalter für das Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen nachweisbar sind. Als ortsbezogenes Standardwerk der Landesgeschichte bietet es auf dem Stand der derzeitigen wissenschaftlichen Forschung jeweils die grundlegenden historisch-statistischen Angaben zur geografischen Lage, Verfassung, Siedlung und Gemarkung, Bevölkerung, verwaltungsmäßigen Zugehörigkeit, den vormaligen grundherrlichen Verhältnissen, Kirchenverfassung sowie zu den historischen Ortsnamenformen und frühen schriftlichen Erwähnungen.

Die digitale Version des HOV ermöglicht seit der Onlinestellung 2008 eine komfortable Nutzbarkeit der geschichtlichen Basisdaten. Zur einfachen Handhabung trägt bei, dass – im Vergleich zur Druckausgabe – die Einträge übersichtlicher gestaltet, Such- und Navigationsinstrumentarien entwickelt und Verlinkungen zu anderen Online-Projekten angelegt wurden. So können sich Nutzerinnen und Nutzer mit wenigen Klicks einen umfassenden Überblick über die Geschichte eines jeden sächsischen Ortes verschaffen.

In die Datenbank, die inhaltlich im Wesentlichen auf der 2006 erschienenen Neuausgabe basiert, sollen alle seitdem erfolgten verfassungsrechtlichen Veränderungen wie beispielsweise Zusammenschlüsse von Orten eingearbeitet werden. Neben der laufenden Aktualisierung sollen zudem wesentliche Informationen ergänzt, die wichtigsten Daten wie die Ersterwähnung der Orte mit Quellenangaben versehen und die Funktionalität der Webseite unter anderem durch die Ergänzung von weiteren Verlinkungen verbessert werden.

Website: hov.isgv.de

Projektseite: ISGV – Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen

Kontakt: isgv.de/kontakt-hov